wieso bairisch?

Seit 1826 ist die durch königliches Dekret verordnete Schreibweise „Bayern“ und somit das Eigenschaftswort „bayerisch“.

Richtig, so weit der Staat Bayern und das damit benannte Land gemeint ist. Also: Die bayerischer Staatsregierung. Die bayerischen Regierungsbezirke. Der bayerische Landtag. Die bayerische Verfassung.

Falsch, wenn der Volksstamm der Baiern gemeint ist. Denn zu Bayern gehören selbstverständlich Schwaben, Franken und eben Baiern. Aber die Baiern leben auch noch in Österreich und in anderen Rückzugsgebieten Mitteleuropas.

Die Baiern erkennt man (noch) an ihrer Sprache. Bairisch ist eine Sprache mit eigener Grammatik und einem reichen Wortschatz. Eng verwandt, aber nicht identisch mit Deutsch, das als „Hochdeutsch“ eine verordnete Kanzleisprache ist und von keinem Volksstamm im Alltag gesprochen wird.

Wenn ich mich „Bairischer Dichter“ nenne, heißt das: ich verstehe mich als zugehörig zu allen Baiern, wie sie verstreut in den verschiedenen politischen Staaten leben. Ich verwende Bairisch als meine natürliche Ausdrucksweise, kann aber auch Deutsch (zumindest schreiben, beim Sprechen bin ich immer identifizierbar), Englisch, Französisch und Italienisch. Ich muss als bairischer Dichter nicht zwangsläufig in Bairisch dichten, ich kann vielmehr die Sprachen wechseln, kann sie übersetzen, kann sie einander gegenüberstellen oder bewusst mischen. Trotzdem bleibe ich bairisch.